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Ein Projekt für die Neuen Auftraggeber von Mönchengladbach

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 10-17 Uhr

Die Stadt Mönchengladbach fördert Projektbereiche des Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e.V.

 

„Leidenschaftliche Kämpfer sollte man nicht so behandeln“

Die Flötistin Bettina Landmann hat sich in ihrer Zeit als Orchestervorstand sozial engagiert und hat eine klare Meinung zur Standort-Diskussion um das Arbeitslosenzentrum (ALZ)

Von Gabriele Schulz

„Das kann nicht sein, dass Leute sich einsetzen, mit Spenden etwas bauen, und die Stadt beschließt auf einmal, dass das wegkommt“, sagt Bettina Landmann. Die Flötistin der Niederrheinischen Sinfoniker spricht von einem Benefizkonzert, das sie als Orchestervorstand im Jahr 2005 gegeben hat. Das Geld ging unter anderem an das Arbeitslosenzentrum – für eine neue Küche. Ein Grund dafür, dass das Arbeitslosenzentrum am jetzigen Standort bleiben sollte. Der Kempenerin ist es sehr wichtig, etwas für Menschen zu tun, die am Rande der Gesellschaft leben. Sie fühlt sich mit Arbeitslosen verbunden, unter anderem deshalb, weil sie als Musikerin selber nicht so weit weg von der Arbeitslosigkeit sei. Landmann: „Man sitzt nicht gemütlich im Sessel und denkt, dass nichts passieren kann.“ Zudem wurde ihr Orchester „immer sehr gegen soziale Träger ausgespielt. Wir würden armen Leuten das Geld wegnehmen, wenn die Stadt für Luxus wie das Orchester Geld ausgibt“, erzählt die 62-Jährige. Diesen Vorwurf wollte sie nicht tatenlos hinnehmen.

„Es ist toll, dass die Gäste der Weihnachtsfeier des ALZ so stark berührt sind“ (Bettina Landmann)

Bettina Landmann ist durch ihre Kollegin Regine Florack, Geigerin der Niederrheinischen Sinfoniker, zum Arbeitslosenzentrum gekommen. Mitglied ist die Flötistin seit Anfang 2012. Für den Verein hat sie sich nicht nur bei den Benefizkonzerten eingesetzt – auch auf der jährlichen Weihnachtsfeier hat Landmann oft Querflöte gespielt. Die Musikerin war begeistert von der Atmosphäre. „Es ist schön, wenn man konkret Leute erreichen kann“, schwärmt sie. „Für die Arbeitslosen ist es eher ungewöhnlich, klassischer Musik zuzuhören - aber bei der Weihnachtsfeier haben sie das getan und haben sich auch gegenseitig ermahnt, wenn jemand nicht zugehört hat.“ Die Flötistin war sehr beeindruckt, dass manche Gäste so stark berührt waren. So kann sie ihren Zuhörern die Musik nahebringen, die sie so sehr mag.

Landmann fing bereits mit neun Jahren an, Querflöte zu spielen. Ihre Eltern wollten, dass sie ein Instrument lernt, auf die Querflöte fiel die Wahl zunächst eher zufällig – sie lag damals im Elternhaus herum. Zunächst war das Üben „genauso mühsam und langweilig wie für alle anderen Kinder auch“, erzählt sie. Doch irgendwann hat sie entdeckt, was man mit Musik alles machen kann, beispielsweise wie man mit Musik Geschichten erzählen kann.

Auch bei ihrem Studium an der Hochschule für Musik Detmold bei Paul Meisen und an der Musikhochschule in Zürich bei André Jaunet hat sie es begeistert, den ganzen Tag ihrer Leidenschaft nachgehen zu können, anstatt Biologie und Erdkunde zu pauken. Seit 1980 spielt Landmann bei den Niederrheinischen Sinfonikern. Hier gefällt Ihr das Zusammenspiel mit insgesamt 80 Musikern besonders gut – und die Rolle, die ihr Instrument dabei spielt. Landmann: „Man darf als Flötistin sehr schönen Stellen spielen, z.B. von Brahms oder Verdi.“ Flötistin ist ihr Traumberuf – und ist es bis heute - nach 40 Dienstjahren – geblieben, „weil ich nur da diese wunderbare Musik machen kann“, sagt Landmann begeistert.

Die ungewöhnlichen Arbeitszeiten hatten auch Vorteile

In ihrer Freizeit spielt die Flötistin mit ihrer langjährigen Freundin und Kollegin von den Niederrheinischen Sinfonikern, Renate Schlaud-Groll, gerne virtuose Salonmusik des 19. Jahrhunderts. Die beiden haben im Jahr 2001 sogar eine CD aufgenommen. Zudem hat die Kempenerin vor neun Jahren ein Ensemble mit 12 Flötisten aus Mönchengladbach und Kempen gegründet. Mit diesen Musikern gibt sie etwa alle zwei Jahre ein Konzert. Landmann: „Damit wagen wir uns an ganz große Orchesterwerke– von Tschaikowski über Mendelssohn bis zur Rossinis Ouvertüren“.

Neben diesem ganzen Einsatz hat die Flötistin es auch geschafft, zwei Kinder großzuziehen.  Bei ihren ungewöhnlichen Arbeitszeiten gab es Vor- und Nachteile: „Ich war schon an den Nachmittagen oft zuhause – als Musikerin habe ich morgens geprobt und hatte abends Auftritte“, sagt Landmann. „Aber es war wahnsinnig anstrengend.“ So litt sie unter chronischem Schlafmangel: ihre Tage dauerten oft von 6:30 bis mindestens 24h.

Gemeinsam mit der Geigerin Birgitta Küsters hat Landmann Proben für Behinderte geöffnet

Die Flötistin hat ihre Musik oft damit verbunden, sich für andere einzusetzen. Sie engagierte sich in ihrer Zeit als Orchestervorstand von 1996  bis 2006 innerhalb des Theaters für Jugendarbeit und führte regelmäßige Schulbesuche ein. Zudem hat sie gemeinsam mit der Geigerin Birgitta Küsters Proben für Behinderte geöffnet. Bei so viel eigenem Engagement hat die Musikerin auch eine klare Meinung dazu, wie die Stadt im Rahmen der Standortdiskussion mit Team, Vorstand und Mitgliedern des ALZ umgeht und dass diese so lange im Unklaren gelassen werden: „Ehrenamtliche und leidenschaftliche Kämpfer sollte man nicht auf diese Weise behandeln, sonst wird das soziale Leben der Stadt gefährdet – die brauchen Dankbarkeit und Anerkennung.“

Bettina Landmann ist der Meinung, dass das ALZ nicht zwingend an den Standort Lüpertzender Straße gebunden sein muss, „wenn die Stadt ein vergleichbar gutes Gebäude mit gleicher Ausstattung, zentrumsnah und mietfrei finden würde“.  Allerdings fragt sie sich, ob das nötig sei – ein anderes Gebäude genauso auszustatten, sei ganz schön teuer für die Stadt. Sie findet auch, dass die Stadt den Verein nicht genug würdigt: „Eine Institution, die so lange ein hilfreiches, ehrenamtliches Netzwerk aufgebaut hat, schmeißt man nicht einfach in den Müll.“